Schon als er geboren wurde, hatte ich mich auf den Moment gefreut, ihm ein Buch vorlesen zu können. Kindern etwas vorzulesen, bereitet mir großes Vergnügen, denn sie sind aktive Zuhörende. Und sie dulden deswegen auch keine Fehler. Ich lese ruhig, ohne zu viel Betonung. Manchmal wechsle ich die Tonlage, etwa bei direkter Rede. Ich bemühe mich um viele Pausen und vermeide luschiges Aussprechen.
Vor ein paar Jahren las ich in einer Kita „Pippi Langstrumpf“ vor. Ich hatte das Buch aus meinem Regal gezogen, es vom Staub befreit und in meine Tasche gesteckt. Pippis Freunde heißen Thommy und Annika. In dem alten Buch, aus dem ich vorlas, wurde der Junge aber noch als Thomas bezeichnet. Sofort erhob sich Protest: „Das heißt Thommy!“ Kinder, dachte ich, was seid ihr doch pingelig! Und noch einmal weiterlesen