Nachwurf

„Lass uns bald zusammensetzen, damit wir Frauen aus der Fraktion uns keine gegenseitige Konkurrenz machen.“ Das sagte Dora Heyenn ein paar Monate vor der Bürgerschaftswahl zu mir. Das war Dora, wie ich sie kennen und schätzen gelernt habe: Strategisch denkend und mit dem Gespür für Lösungen, um nicht im falschen Moment unnötige Konflikte vorzufinden.

Ich hatte Vertrauen zu Dora. Und auch Respekt. Respekt gegenüber einer Person, die eine unglaubliche Kondition hat, die kämpfen kann und die nicht nachgibt, wenn sie ihr Ziel erreichen will. Wenn Dora etwas erreichen wollte, hat sie selten jemanden geschont. Aber sie hat immer auch Menschen eingebunden und teilhaben lassen.

Am Wochenende ist sie aus der Partei ausgetreten.
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„Bebe” frisst Brekkies und klaut Erdbeeren

bebeKrähe wächst bei einer Familie in Oberneuland auf, veröffentlicht im “Weser Kurier”, 18. Juli 2002

Alles Zerren ist zwar erfolglos — der Schnürsenkel sitzt fest. Doch auch als der Mensch einen Schritt macht, gibt der schwarze Vogel nicht auf: Er flattert hinterher, wenige Zentimeter über dem Boden zieht mit seinem vier Zentimeter langen Schnabel am herunterhängenden Ende des Schuhbandes, kräht frech. Schließlich fliegt er hoch und lässt sich auf einer Schulter nieder knabbert an dem Brillenbügel herum, der in Reichweite ist. Einige Passanten schauen ungläubig, einige kichern. „Die ist ja süüüß…” ruft ein Kind. „Bebe” frisst Brekkies und klaut Erdbeeren weiterlesen

Weibliche Flüchtlinge brauchen Hilfe und Anerkennung

11259116_1044418855578383_4094908246475454235_oBericht vom Frauenplenum

Viele Politiker und Politikerinnen und auch viele Medien haben mit einem Mal das Patriarchat entdeckt. Sie sorgen sich – angesichts der vielen jungen, männlichen, muslimischen Männer, die derzeit als Flüchtlinge in unser Land kommen – um die Sicherheit und Gleichberechtigung der deutschen Frauen.

Das ist nicht der Grund gewesen, warum sich das Frauenplenum mit der aktuellen Migrations- und Flüchtlingsbewegung befasst hat.

Wir sind vielmehr der Auffassung, dass linke Feministinnen und Sozialistinnen dringend ihre Position zur Flüchtlingsdebatte einbringen müssen. Wir, linke Frauen und Mitglieder der LINKEN, lehnen den so genannten Femi-Nationalismus ab. Er ist rassistisch motiviert. Er spaltet, und lenkt von den sozialen Ausmaßen und den Verursachern der Krise ab. Weibliche Flüchtlinge brauchen Hilfe und Anerkennung weiterlesen

Vorlesen in Farmsen

puw-vorlesen3Der bundesweite Vorlesetag 2015 hat mich zum Pflegeheim Farmsen geführt, das von pflegen und wohnen betrieben wird. Über 200 Menschen leben hier, 160 Mitarbeitende hat die Einrichtung. Ein gemütlicher Ohrensessel wartete bereits auf mich, hinter mir wurde der Elektrokamin angestellt. Ein geschmückter Tannenbaum und ein Adventskranz sorgten für eine vorweihnachtliche Stimmung. Ich habe von Hermann Gutmann “Hamburg schmunzelt” vorgelesen, und wie erwartet, mochten es die alten Leute, wenn man von früher erzählt. Hamburg aus der Zeit des Mittelalters, wo es schon die Deichstraße gab, als der Fischmarkt entstanden ist und die ersten Raufereien mit Bremen stattgefunden haben. Das zweite Buch, das ich mitgebracht hatte, war von Erich Kästner, aus dem ich eine Weihnachtsgeschichte gelesen habe. Danke, dass ich da gewesen sein durfte!

Könnte lustig sein

twitterperleIn China stehen sie für Reichtum, Weisheit und Würde, in Japan bedeuten sie Glück. In Indien prophezeien sie Kinderreichtum. Sie sind aber auch ein Symbol für Tränen, galten früher gar als Heilmittel gegen Melancholie und Wahnsinn. Heute wird die Symbolkraft von Perlen, deren Entstehung immer noch nicht ganz und gar geklärt ist,  neu interpretiert.

Aus den prägnantesten Sprüchen im Internet kürt eine Website so genannte  Twittterperlen. Jüngst wurde einer meiner Tweets auserkoren. Und jetzt sehe ich meinen 105 Zeichen dabei zu, wie sie durchs Netz reisen. Könnte lustig sein weiterlesen

Der Terror des IS ist in der muslimischen Welt alltäglich

1901130_1050650594955209_5199516427990778232_nGastbeitrag von Mustafa Yoldaş

Liebe Hamburgerinnen und Hamburger, Liebe Freundinnen und Freunde, Liebe Geschwister,

Ich spreche zu Ihnen im Namen der beiden islamischen Religionsgemeinschaften Schura und der DITIB. Zusammen repräsentieren wir 46 Moscheegemeinden in Hamburg.

Wir sind hier und heute zusammen gekommen, um der vielen Toten zu gedenken, die der teuflische Terror der Mörderbande des so genannten „Islamischen Staates“ in Paris, Beirut, Ankara und anderen Orten in den letzten Tagen gekostet hat. Unsere Bittgebete widmen wir den Toten, unsere große Anteilnahme gilt ihren Angehörigen und den Verletzten. Der Terror des IS ist in der muslimischen Welt alltäglich weiterlesen

Die Tödin

dsc_9938Weibliches Erbe: Die Theologin Andrea Martha Becker bildet Frauen zu Trauer- und Sterbebegleiterinnen aus. Erschienen im FREITAG, 12. November 2015

Der Tod war früher nicht allein unterwegs. Die Tödin begleitete ihn. Legenden, Gedichten und Sagen zu Folge stritten sie miteinander, führten Zwiegespräche, teilten sich die Arbeit. Tödinnen kennt heute so gut wie niemand mehr. Dabei ist der Tod im russischen und französischen feminin. Die „Santa Muerte“, die Tödin, spielt auch im Totenkult Mexikos und Kubas eine Rolle. Doch selbst bei Übersetzungen ins Deutsche wird er kurzerhand entweiblicht. Die Tödin weiterlesen

Frank Deppe: Gewerkschaften 2015 – aus Niederlagen Stärken ziehen

12185348_933993320023433_2799033826711080214_oAuf der Bundesdelegiertenkonferenz der AG betrieb & gewerkschaft, dem größten Zusammenschluss der LINKEn, referierte am 31. Oktober 2015 der Marburger Professor Frank Deppe.

Eine Zusammenfassung von Kersten Artus (Als PDF hier)

Deppe sieht ein Comeback der Gewerkschaften, nachdem diese in den 1980-er Jahren in eine „dramatische Defensive“ geraten waren und machte dies an steigenden Mitgliederzahlen, den letzten Tarifabschlüssen aber auch am gesetzlichen Mindestlohn und an der Rente ab 63 fest. Auf den jüngst stattgefundenen Kongressen von IG Metall und ver.di sei ein neues Selbstbewusstsein zu spüren gewesen. Ver.di sei in einer anderen Situation als die IG Metall, denn die Mitgliederzuwächse seien nicht ganz so hoch. Im Gesundheitswesen allerdings habe Ver.di gut zugelegt, was Deppe durch dessen Ökonomisierung begründet sieht. Ver.di sei die Streikgewerkschaft, was man an den Auseinandersetzungen in Kitas, in der Pflege, bei der Post oder bei Amazon sehe. Das sei neu für die Bundesrepublik Deutschland. Es sei aber ein Comeback mit Widersprüchen. Frank Deppe: Gewerkschaften 2015 – aus Niederlagen Stärken ziehen weiterlesen