Interview: „Grenzen im Kopf”

Sönke Fock: “Es bleibt immer der schmale Grat zwischen Respekt vor dem Gegenüber und der Privatsphäre und dem, was wirklich für unsere Dienstleistung von Bedeutung ist.”

Es ist Sönke Fock, Chef der Agentur für Arbeit Hamburg (rechts auf dem Bild), ein ganz persönliches Anliegen, Vielfalt am Arbeitsplatz in der Behörde zu leben und gleichzeitig eine neue professionelle Sicht auf Arbeitsvermittlung zu entwickeln. Hier spricht er über seine Motive, Erfahrungen und Forderungen – an sich selbst, an die Arbeitsvermittler*innen, an Unternehmerinnen und Unternehmer. Und welche Chancen vergeben werden, wenn Diversitäten in den Betrieben ignoriert werden.

Interview: Kersten Artus

Herr Fock, warum ist es heute immer noch nicht selbstverständlich, sich als schwul, lesbisch, intersexuell oder transgender im Betrieb zu outen?

Sönke Fock: Das ist leider so, weil viele Menschen sich immer noch fragen, ob damit Nachteile für sie verbunden seien. Oder weil sie glauben, dass Chefin oder Chef wie auch Kolleginnen und Kollegen es nicht akzeptieren. Deswegen sind Grenzen im Kopf und im Herzen, um sich ohne Bedenken zu öffnen.

Sind da wirklich nur Grenzen in Kopf und Herzen?

S.F.: Die Erfahrungen mit Diskriminierungen sind sehr unterschiedlich. Aus Gesprächen weiß ich, dass es nicht oder selten die direkte Ablehnung ist, sondern sie eher indirekt erfolgt. Etwa, indem Kontakte seltener werden oder sich die Kommunikation verändert; oder dass eine gewisse Sprachlosigkeit einzieht. Aber es gibt auch die anderen Erfahrungen. Reaktionen wie „Das wussten wir schon längst, wir haben nur nicht darüber gesprochen“. Oder das Outing wird einfach positiv oder eher beiläufig aufgenommen. Interview: „Grenzen im Kopf” weiterlesen