Kinder lieben Wiederholungen, sie sind in Geschichten zuhause, sie mögen Rituale. In schöne Kinderbücher habe ich selbst gern meine Nase gesteckt, mochte sie wiederholen, mochte die Geschichten, mochte das Vorleseritual. Und so bin ich immer anspruchsvoller geworden, lernte gute von schlechten Kinderbüchern zu unterscheiden und begeisterte mich für die Fähigkeit von SchriftstellerInnen, kind- und erwachsenengerecht Bücher für die Kleinsten zu schreiben. Und zu zeichnen.
Kinderbücher mag ich immer dann besonders gern, wenn ich in ihnen immer wieder Neues entdeckte. Sie haben schöne, originelle Zeichnungen oder Fotos. Ihre Texte haben einen Sound, wie er auch jedem Gassenhauer gemein ist. Dass sie eine Geschichte erzählen, mit denen sich Kinder identifizieren können, in denen kein Zeigefinger gehoben wird, die nicht den Blick von Erwachsenen beschreiben, sondern den Blick eines Kindes auf die Welt. Und die Phantasie anregt. Eigentlich selbstverständlich? Es gibt genug Gegenbeispiele.
„Too many noodles“ ist ein Kinderbuch aus den USA. Es wäre mir nie in die Hände gefallen, hätte mich nicht die Autorin kennengelernt. Die Amerikanerin Sarah Miller ist 29 Jahre alt und lebt noch nicht einmal ein Jahr in Hamburg. Sie unterrichtet Englisch und war auch meine Lehrerin, während ich diesen Sommer drei Monate lang meine Fremdsprachenkenntnisse aufgefrischt habe. Es war ein Glück, dass ihre Mutter schon die Koffer für einen Besuch in Germany gepackt hatte und noch Platz für eine Ausgabe des Buches gewesen war.
Kickstarter hat das Buch ermöglicht. Über diese Plattform sammelten die beiden Autorinnen das nötige Geld für die Herausgabe, über 3.300 Dollar kamen zusammen. Und darum geht es darin:
„Too many noodles“ erzählt die Geschichte eines Geschwisterpaares, das seine Großeltern in China besucht. Es geht ums Essen. Ein Kinderbuch darüber zu schreiben, erfordert besonderes Geschick, weil Kinder sehr konservativ sind. Eltern kennen das: Sie schaffen es, sich jahrelang mit einer nur geringen Auswahl an Lebensmitteln vollzustopfen und auf alles andere allenfalls mit Grimassen herabzublicken.
Schon auf dem Flug wundern sich Peter und Lily über die langen Nudeln, die ihnen serviert werden „,It’s alive!’ Lily sreamed.“ Merkwürdige Sachen kommen in China auf den Tisch. Chicken feet! Egg congee! Hair vegetable! Und eine Frucht, die aussieht wie ein Stachelschwein … Peter und Lily lernen einen (Ess-)Kultur kennen, die sie eklig, aufregend und lustig zugleich ist. Lange Nudeln finden sie wirklich verrückt, aber „with a big slurp“ schmeckts.
Die Message des Buches ist eindeutig, aber nicht trivial: Anderes ist erst einmal fremd, aber an jedem Neuen findet sich etwas Attraktives. Selbst beim Essen! Deswegen gehört „Too many noodles“ in meine Kategorie „gutes Buch“. Geeignet ist es meiner Meinung nach ab etwa 5 Jahre. Die Bilder zeichnete Amy Eam.