Wäre Rosa Luxemburg – deren Geburtstag sich am 5. März 2021 zum 150.-mal jährt, heute für die Quote und eine gendergerechte Sprache? Uneingeschränkt: Ja. Den Beleg dafür liefert die Visionärin unter anderem in diesem Text:
„Die Proletarierin“, 1914
Die Proletarierin braucht politische Rechte, weil sie dieselbe wirtschaftliche Funktion in der Gesellschaft ausübt, ebenso für das Kapital rackert, ebenso den Staat erhält, ebenso von ihm ausgesogen und niedergehalten wird wie der männliche Proletarier. Sie hat dieselben Interessen und benötigt zu ihrer Verfechtung dieselben Waffen. Ihre politischen Forderungen wurzeln tief in dem gesellschaftlichen Abgrund, der die Klasse der Ausgebeuteten von der Klasse der Ausbeuter trennt, nicht im Gegensatz von Mann und Frau, sondern im Gegensatz von Kapital und Arbeit. …
Da aber das politische Recht der Frau heute tatsächlich eine rein proletarische Klassenforderung ist, so ist es für das heutige kapitalistische Deutschland wie die Posaune des jüngsten Gerichts. Wie die Republik, wie die Miliz, wie der Achtstundentag kann das Frauenwahlrecht nur zusammen mit dem ganzen Klassenkampf des Proletariats siegen oder unterliegen, kann es nur mit proletarischen Kampfmethoden und Machtmitteln verfochten werden.
… Die proletarische Frau kann nur der Bahn des Arbeiterkampfes folgen, der umgekehrt jeden Fußbreit tatsächlicher Macht erringt, um dadurch erst die geschriebenen Rechte zu erwerben. Im Anfang jedes sozialen Aufstiegs war die Tat. Die proletarischen Frauen müssen im politischen Leben durch ihre Betätigung auf allen Gebieten festen Fuß fassen, nur so schaffen sie sich ein Fundament für ihre Rechte.