
Ich bin Patin des Stolpersteins, der in Erinnerung an Frida Dannenbaum 2020 verlegt wurde. Er liegt vor dem Haus, in dem ich ein Jahr lang gewöhnt habe. Dort hatte sich einst der Samuel-Lewinson-Stift befunden. Dort konnten notleidende israelitische Familien aus Hamburg leben. Die Nazis funktionierten den Stift zu einem “Judenhaus” um, einem Getto, in dem jüdische Menschen zwangseingewiesen wurden, bevor sie deportiert und ermordet wurden.
Ob Frida Dannenbaum in der Wohnung gelebt hat, in der sich meine WG befunden hatte, weiß ich nicht. Es ist gut möglich. Gewusst hatte ich das damals nicht., Ich wusste nicht, dass es ein Getto gewesen war. Ich wusste nicht, wie damals die Jüdischen Menschen in Hamburg systematisch zunächst das Woihnrecht entzogen wurde, sie ihre Wohnungen und Häuser und Haushaltsgegenstände verloren und nahezu mittellos den Weg in die Deortation zur Massenvernichtung gehen mussten.
Mit ist es daher ein Anliegen, dass meiner ehemaligen Nachbarin, zusammen mt anderen ehemaligen bewohner:innen des Hauses Kleiner Schäferkamp 32 ein Andenken gesetzt wird.
Recherchiert hat die Fakten Holger Artus:

Frida Dannenbaum, geborene Mendle, war am 19. September 1889 in Hamburg geboren. Ihr Mann Salomon, am 22. November 1873 in Dortmund-Lütgendortmund.
Sie hatten am 30. Juni 1927 geheiratet, die Ehe blieb kinderlos. Frida war Fabrikarbeiterin, Salomon arbeitete als Handlungsgehilfe und war 1910 nach Hamburg gezogen. Seit 1927 betrieb er in Altona ein Zigarrengeschäft, das er Ende 1938 schließen musste, weil er Jude war und niemand mehr beim ihm kaufte, kaufen durfte.
Das Ehepaar beantragte im Januar 1939 Fürsorge-Unterstützung. Zu diesem Zeitpunkt bewohnten sie in der Heinrich-Barth-Straße 11 für 25 Reichsmark ein kleines Schlafzimmer mit wenigen Möbeln.
Frida fand im Februar 1939 wieder Arbeit. Salomon eine Beschäftigung bei Johannes Harder in Teufelsbrück. Doch sie mussten – wie viele andere auch – aufgrund einer Verfügung der Nazis 1940 aus ihrem Zimmer in den ehemaligen jüdischen Stift Kleiner Schäferkamp 32 ziehen, der von den Nazis zum Judenhaus umfunktioniert wurde.
Frida wurde am 6. Dezember 1942 mit zehn weiteren Bewohner:innen aus dem Haus Kleiner Schäferkamp 32 nach Minsk deportiert. Das gleiche Schicksal erlitten auch die Geschwister von Salomon, Olga und Berta, die noch in Dortmund lebten. Sie wurden 1942 in Riga, bzw. in Theresienstadt ermordet.
Nach der letzten Deportation bei uns im Viertel am 15./19. Juli 1943 über den Schulhof der Schule Schanzenstraße wurde die ehemaligen jüdischen Stifte verkauft.