Ich hatte zum Filmabend geladen und 30 Frauen und zwei Männer kamen. Gemeinsam schauten wir den Film “Töchter des Aufbruchs – Lebenswege von Migrantinnen” an. Ich hatte ihn bereits am 7. März diesen Jahres gesehen und wusste gleich: Den schaust Du Dir nochmal an, am besten mit anderen netten Leuten. Der Film ist sowohl inhaltlich wie auch von der Produktion her ein Genuss. Und informativ. Denn die Frauen, Gastarbeiterinnen der ersten Generation, ihre Enkelinnen und weitere junge Migrantinnen, erzählen Geschichten aus ihrem Leben in Deutschland.
Wie war es, als die Frauen aus Tunesien, Griechenland, der Türkei und Jugoslawien nach Deutschland kamen? Was erwartete sie, was ließen sie zurück? Dieser Film zeigt Arbeiterinnen und Intellektuelle, die erzählen, was sie erlebt haben. Und dazwischen gab es gute Musik und Szenen eines gemeinsamen Tanzes.
Tränen lachten wir, als eine 68-Jährigen Türkin erzählte, wie sie sich mit 60 Jahren endlich von ihrem Mann hatte scheiden lassen. Sie hatte ihn einst sehr geliebt, aber dann wäre “seine patriarchale Ader” durchgekommen. Ihre Geschichte, wie sie als 18-Jährige ihren Vater mit einem kleinen Schwindel überzeugte, sie nach Deutschland reisen zu lassen, trieb vielen ZuschauerInnen vor Rührung die Tränen in die Augen.
Wir hatten Tee, Kaffee, kalte Getränke, Obst, Gebäck und Kekse bereit gestellt. Alle Tische waren aus unserem Konferenzraum ausgeräumt und die Stühle, die sonst nur lange Sitzungen kennen, in Kinoform aufgestellt. Unsere Gäste waren über Einladungen per E-Mail, über Facebook und durch direkte Ansprache erreicht worden. Auch Bewohnerinnen aus einem Frauenhaus waren gekommen. Und wäre nicht zeitlich parallel LINKEN-Vorsitzender Bernd Riexiger in Hamburg gewesen, hätte die Stühle wohl kaum gereicht.
Nach 80 Minuten war der Film vorbei, der Applaus kam nicht nur aus den Händen, er kam von Herzen. Viele sagten mir, dass sie den Film noch einmal sehen würden. Ein Bedürfnis, das ich gut verstehe. Ich schaue ihn mir bestimmt auch noch ein drittes Mal an.