Mein Enkel Oskar inspiriert mich, Geschichten aufzuschreiben. Es sind Erinnerungen an Momente, die ansonsten verloren gehen würden oder an die ich mich später nur noch verschwommen erinnern würde. Und er sich gar nicht mehr. Er ist erst 13 Monate alt.
Um mich auf meine Rolle als Oma vorzubereiten, habe ich an einem Geburtsvorbereitungskurs für werdende Großeltern teilgenommen. Darüber schrieb ich. Als ich dem Jungen das erste Mal in die Augen sah, entstand die nächste Geschichte. Über die ersten Stunden, die ich alleine mit ihm verbracht habe, habe ich die dritte kleine Geschichte aufgeschrieben. Es folgten weitere. Geschichten über unsere erste Fahrt mit dem Zug, oder über unsere erste gemeinsame Nacht. Bislang habe ich 16 Blogeinträge über ihn verfasst.
Ich habe auch meinen Kindern Erinnerungen aufgeschrieben. Darunter sind meine Geburtsberichte und ein Lexikon, in dem ich Wortkreationen wie zum Beispiel “Metterschling”, “Steckstose” oder “Arschlöcherin” festgehalten habe. Sie haben sie zu ihrer Volljährigkeit geschenkt bekommen.
Auch mein Enkel wird sich einmal in meinen Geschichten finden können. Er wird sich vielleicht wundern. Vor allem aber wird er sich geliebt fühlen. Mein Enkel erlebt mit seiner Oma eine Person, die ihn bedingungslos und ohne Erwartungen angenommen hat. Das ist vielleicht das Besondere an Großeltern. Diese Generationen-Verbindung ist einzigartig. Ein Schatz der Menschheit.
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Am 10. April 2015 erschien der Text in der Beilage der Süddeutschen Zeitung dreiplus: