Brandstiftung

1782441_10200766354276021_169149156_oDrei Menschen sind ums Leben gekommen, weil ein Dreizehnjähriger in einem Hausflur einen Kinderwagen angezündet hat. Es handelt sich um eine 33-Jährige und ihre beiden Söhne, sie stammen aus Pakistan. Das Haus war von fördern & wohnen angemietet worden, damit Flüchtlinge dort unterkommen konnten.

Als ich heute an dem Trauermarsch teilgenommen habe, sickerte diese Nachricht durch. Fast niemand mochte es glauben.

Es war eine politische Demonstration, dieser Trauermarsch. DIDF und viele andere hatte ihre Fahnen mitgebracht. Auf einem großen Transparent stand “Refugees welcome” (Einreisende willkommen).

Kein Wunder: Nach den Morden der NSU und den schlampigen Ermittlungen ist das Vertrauen in die Behörden immer noch erschüttert – vor allem innerhalb der migrantischen Bevölkerung. Unter den Teilnehmenden waren aber genauso viele Deutschstämmige, viele Kinder waren mit, darunter auch Nachbarskinder der Toten. “Wir gingen in die gleiche Kita”, erzählte ein Mädchen, neben dem ich vor dem Haus stand, wo das Unglück geschah.

Warum nur musste ein Treppenhaus brennen, in dessen Haus Flüchtlinge leben? Warum macht ein Dreizehnjähriger das? Wieso “zaubert” die Polizei ein Kind aus “dem Hut”? Warum war das Haus nicht besser gesichert? Diese und andere Fragen hörte ich, während sich die vielen Hundert Menschen von der Sternschanze aus auf den Weg zur Eimsbütteler Straße machten.

Es sind verständliche Fragen, es sind hilflose Fragen, es sind Fragen, auf die es nicht sofort und vielleicht niemals eine Antwort gibt. Müssen Unterkünfte, in denen Flüchtlinge leben, besser geschützt werden? Was heißt dann eigentlich Schutz – Überwachung? Videokameras? Oder reichen Rauchmelder in Treppenhäusern?

Mir geht durch den Kopf, wie wenig Menschen – abgesehen von Panikreaktionen – über Maßnahmen des Brandschutzes aufgeklärt sind und “richtig” reagieren. Was macht man, wenn es brennt, wenn Qualm durch die Ritzen zieht?

Ich denke an den Mann, der seine Frau und seine Söhne verloren hat. Ich denke an die Eltern des Dreizehnjährigen. Ich denke an das erschütterte und verloren gegangene Vertrauen in die Behörden, den richtiger Täter schnell zu finden. Ich denke an die Aktiven bei der Feuerwehr, besonders an die Jugendfeuerwehr. Was bedeutet die Tat für deren Arbeit? Ich denke an den Jungen, der das gemacht hat.

Heute dabei gewesen zu sein, war wichtig. Solidarität zeigen. Anteil nehmen. Den Menschen, die bei uns Hilfe suchen, zeigen, dass man gemeinsam trauert. Und mögen wir heute und künftig immer wachsam sein und auf einander achten und aufpassen.

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