Heute habe ich meinen Enkel das erste Mal in die Kita gebracht. Es ist Frühlingsanfang. Gestern ist er 14 Monate alt geworden. Mein Einsatz erfolgte unerwartet, um halb acht vibrierte das Smartphone. Klar, mache ich gerne, Zeit habe ich auch.
An der Haustür werde ich erwartet. Der Steppke steht an der Schwelle und schaut, wer die enge, knarzende Treppe de alten Hauses hochsteigt. Ich werde erkannt und angelacht. Wir müssen uns beeilen. Er soll vor halb neun in der Kita sein, damit er mitfrühstücken kann.
Die zeitlichen Rahmenregeln der Kita sind streng, ich finde das gut. Es war bei uns auch so. Die Eltern sollen nicht kommen und gehen, bzw. bringen und abholen, wann sie wollen. Das stört die Kindergruppe, die Spiel-, Lern und Essrunden, die Arbeit der Erzieherinnen.
Ich nehme ihn auf den Arm, damit wir zügig loskommen. Er zeigt mit dem Finger auf einen schwarzen St.-Pauli-Schal, der im Türrahmen seines Zimmers baumelt. „Dein Schal?“, frage ich. Er zeigt auf seinen Hals. Ich bin schwer begeistert über das verständige Kind. Da es heute wieder kalt geworden ist, ist der Schal sogar ein sinnvolles Kleidungsstück.
Den gestrigen, sonnigen, Tag hatten wir für einen Ausflug in unseren Kleingarten genutzt. Seit dem 1. März besitzen wir 300 Quadratmeter Schreberglück unweit der schleswig-holsteinischen Grenze. Eine uralte Laube steht darauf, die prima in Schuss ist. Das Grundstück ist reichhaltig bepflanzt, ein Apfelbaum gehört dazu. Eine Sandkiste lädt zum Buddeln ein. Ich habe altes Laub aus den Beeten geharkt und Stiefmütterchen eingepflanzt. Es war so warm, dass wir die – ebenfalls vorhandenen – Liegestühle rausgeholt und uns auf den Rasen gesetzt haben.
Heute ist ein eher typischer Märztag, fünf Grad Celsius. Wir machen uns auf den Weg in die Kita, zu Fuß und mit der U-Bahn. Mit einem Fahrstuhl geht es bergab zu den Gleisen. An der nächsten Station geht es mit einem Fahrstuhl wieder hinauf auf die Straße. Akuter Oma-Einsatz #kita, twittere ich stolz an meine Follower.
Die anderen Kinder werden überwiegend von ihren Vätern gebracht. Vielleicht ist es aber nur eine Momentaufnahme. Im zweiten Stock befinden sich die Räume für die Kleinsten und als wir oben sind, steht die Erzieherin schon in der Tür. Ich lasse den Lütten hinunter, doch er will auf den Arm. So erfolgt die Übergabe direkt in den nächsten Arm. Winke, winke, tschüs, dann schaut er auch schon weg, dorthin, wo ihn in seiner Gruppe erwartet.
Heute ist noch ein besonderer Tag, denn über Deutschland hat eine (partielle) Sonnenfinsternis stattgefunden. Die letzte (totale) fand am 11. August 1999 statt und ich kann mich noch gut erinnern. Wir urlaubten auf Formentera und sahen sie deswegen nur partiell, direkt am Strand. In Deutschland war sie aber gar nicht zu sehen, weil dichte Wolken am Himmel hingen. Heute war die Sichel anfangs sichtbar, und es wurde merklich kälter und düsterer, als sich der Mond vor die Sonne schob. Aber waberte eine Wolkenfront vor das Spektakel.
Die nächste Sonnenfinsternis wird erst wieder am 3. September 2081 sein, in Süddeutschland. Mich gibt es nicht mehr, mein Enkel ist 67 Jahre alt und möglicherweise selbst ein Opa. Vielleicht erinnert er sich dann an diesen Text.