Veröffentlicht im FREITAG, 30. Juni 2016
Sie stapelt die Brotscheiben, als würde sie einen längeren Ausflug planen. Dann umarmt Claudia*, 30 Jahre alt, zum Abschied mit vollbepackten Händen Gisela Huber und sagt: „Du verschönerst uns alle zwei Wochen das Leben.“ Sie sitzt im Frauengefängnis in Hamburg-Billwerder ein, drei Monate hat sich noch. Sie ist eine von derzeit 70 Frauen, die hier ihre Haftstrafen verbüßen müssen.
Zwei Stunden zuvor ertönte eine männliche Stimme aus dem Lautsprecher in der Justizvollzugsanstalt: „Die Rotkehlchengruppe findet jetzt statt.“ Gisela Huber hat die Gesprächsrunde nach ihrem Lieblingsvogel benannt. Die 76-Jährige bietet die Gruppe seit neun Jahren ehrenamtlich zusammen mit einem Bekannten an. Nur zu zweit dürfen sie die Treffen stattfinden lassen. Beide wurden zudem drei Monate lang von einem Verein geschult, der straffällig gewordene Menschen unterstützt. Hinter Gittern weiterlesen
Weibliches Erbe: Die Theologin Andrea Martha Becker bildet Frauen zu Trauer- und Sterbebegleiterinnen aus.
Brecht schrieb: „Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.“ Ich habe Rolf Becker oft Brecht-Texte vortragen hören, vielleicht war auch dieser Satz einmal dabei. Wenn ich Texte von Bertolt Brecht lese, höre ich die Stimme von Rolf Becker. Rolf ist aber noch mehr für mich: mein Kollege und Kampfgefährte.
Mein Onkel hat fast nie mit mir gesprochen. Er war der Einzige, der mir Bücher geschenkt hat.
Noch vor wenigen Tagen habe ich wieder einmal an sie gedacht. Wie es ihr wohl geht? Was ihre Gesundheit macht? Ob sie wieder reisen kann? Am 13. Mai 2014 ist Gisela Kessler 78-jährig gestorben. Es ist ein großer Verlust für die Frauen- und Gewerkschaftsbewegung. Ich bin traurig.
Als er zu lebenslänglich verurteilt wurde, wurde ich geboren. Als er freikam, war ich erwachsen. Wie fast kein anderer Mensch hat Nelson Mandela meinen politischen Weg geprägt. Ich habe den bewaffneten Kampf des ANC in Südafrika unterstützt, denn der ANC sah keinen anderen Ausweg mehr für die unterdrückte Mehrheit des Landes, die Menschenrechte zurückzuerlangen. Ich habe für die Freilassung von Nelson Mandela gekämpft, den die Rassisten 27 Jahre lang weggesperrt hatten. Ich habe keine Früchte aus Südafrika gekauft und gegessen, denn der ANC hatte aufgerufen, Importe aus Südafrika zu boykottieren.