Autoritätsverlust, Medieninkompetenz und Angstpolitik

urn-newsml-dpa-com-20090101-150113-99-02152-large-4-3„Lügenpresse“ lautet das Unwort des Jahres 2014. Gekürt wurde der Begriff aufgrund des Sprechchorals auf „Pegida“-Kundgebungen in Dresden, „Lügenpresse halt die Fresse“.

Neu ist der Begriff nicht. Und er wurde auch nicht von den Nazis erfunden. Aber es ist eine aktuelle Brisanz damit verbunden, die ihm jetzt zu diesem Titel verholfen hat. Autoritätsverlust, Medieninkompetenz und Angstpolitik weiterlesen

(K)eine Wahlkampfveranstaltung und ein Outing

mch3Zwei Teilnehmer der Podiumsrunde im mhc*hatten ihre Wahlkampfflyer mitgebracht. Sonst erinnerte an diesem Abend wenig daran, dass in fünf Wochen Bürgerschaftswahlen in Hamburg sind. Zu dem vom LSVD** organisierten Abend waren VertreterInnen aller in der Bürgerschaft vertretenen Fraktionen eingeladen worden. Meine Eindrücke von einem queeren Abend mit einem Fremdouting der besonderen Art. (K)eine Wahlkampfveranstaltung und ein Outing weiterlesen

Wenigstens einmal dabei gewesen

scholz-artusBisher habe ich mich immer davor gedrückt. Aber wie pflegte meine Mutter zusagen: Man muss alles wenigstens einmal probiert haben. Sie meinte das zwar aufs Essen bezogen – weswegen sie mir vor vielen, vielen Jahren zu meinem großen Widerwillen sogar einmal einen Löffel Austern in den Mund geschoben hat.

Für die Politik kann die Lebensweisheit meiner Mutter ebenfalls angewendet werden. Also bin ich zum ersten und wohl auch zum letzten Mal an einem Neujahrsmorgen ins Rathaus gestiefelt und habe dem Bürgermeister bei seinem traditionellen Empfang die Hand geschüttelt. Wenigstens einmal dabei gewesen weiterlesen

Und noch einmal

Schon als er geboren wurde, hatte ich mich auf den Moment gefreut, ihm ein Buch vorlesen zu können. Kindern etwas vorzulesen, bereitet mir großes Vergnügen, denn sie sind aktive Zuhörende. Und sie dulden deswegen auch keine Fehler. Ich lese ruhig, ohne zu viel Betonung. Manchmal wechsle ich die Tonlage, etwa bei direkter Rede. Ich bemühe mich um viele Pausen und vermeide luschiges Aussprechen.

Vor ein paar Jahren las ich in einer Kita „Pippi Langstrumpf“ vor. Ich hatte das Buch aus meinem Regal gezogen, es vom Staub befreit und in meine Tasche gesteckt. Pippis Freunde heißen Thommy und Annika. In dem alten Buch, aus dem ich vorlas, wurde der Junge aber noch als Thomas bezeichnet. Sofort erhob sich Protest: „Das heißt Thommy!“ Kinder, dachte ich, was seid ihr doch pingelig! Und noch einmal weiterlesen

Deutsche Kinder in Paris, 1925

tucholsky1_200Der Text “Deutsche Kinder in Paris” von Kurt Tucholsky alias Ignaz Wrobel, erschienen 1925 in der Weltbühne, ist unendlich traurig,  und hochaktuell. Ich habe ihn vor vielen Jahren schon einmal mal vorgelesen. Jetzt war wieder eine Gelegenheit. Da die Nachfrage groß gewesen ist, ihn zur Verfügung zu stellen, dokumentiere ich ihn hier:

Im Pariser Gewerkschaftshaus, in der rue Grange-aux-Belles, lärmt der große, braungraue Versammlungssaal. Kinder, überall Kinder. In einer Ecke stehen Pakete, Kisten, Rucksäcke: Nahrungsmittel, Stoffe, kleine Käfige mit Meerschweinchen und Kaninchen – das wird jetzt auf die Bahn geschafft. Frauen sitzen auf den Bänken, Arbeiterfrauen. Man sieht viele verheulte Gesichter. Hier wird Abschied genommen: ein Transport deutscher Kinder, die sechs Monate zu Besuch bei den französischen Genossen waren, nimmt Abschied. Deutsche Kinder in Paris, 1925 weiterlesen

Meine feministischen Begleiterinnen

fullsizerenderAuf der 25-Jahr-Feier des feministischen Mädchenprojekts „Allerleirauh“, das sich um Prävention und Beratung bei sexualisierter Gewalt engagiert, hielt eine der Gründerinnen während ihres Grußworts an ihre Nachfolgerinnen einen „Wir-Frauen“-Kalender von 1989 hoch. „Kennt Ihr den noch?“ rief sie in den Saal. Und viele riefen zurück: „Klar“ und „Achjaaaa!“ Meine feministischen Begleiterinnen weiterlesen

“Ich war 5, als ich Zuhause Gewalt erlebte.”

img_0747-e1440948764156Der Tag gegen Gewalt an Frauen, der immer am 25. November stattfindet, erinnert, begann dieses Jahr für mich in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofes. Zusammen mit Kolleginnen der Opferhilfe habe ich Brötchentüten (Aufschrift: Gewalt kommt nicht in die Tüte) und Flyer an PassantInnen verteilt. Obwohl die Menschen meist rastlos durch Wandelhalle gehen, blieben einige zum Gespräch stehen. Eine ältere Frau erzählte mir ihre Geschichte: “Ich war 5, als ich  Zuhause Gewalt erlebte.” “Ich war 5, als ich Zuhause Gewalt erlebte.” weiterlesen

7. Frauenherbstmahlzeit in Hamburg

img_1429Tatsächlich müssen sieben Jahre vergehen, bis die Medien darauf aufmerksam werden, dass sich eine Veranstaltung in Hamburg etabliert hat, die einen Bericht wert ist. Die Frauenherbstmahlzeit wurde vom Hamburger Landesfrauenrat ins Leben gerufen und zieht jedes Mal zentrale Akteurinnen der Frauen- und Gleichstellungspolitik Hamburgs zum Netzwerken in schöne Räumlichkeiten – und ans Buffet. 7. Frauenherbstmahlzeit in Hamburg weiterlesen

Filmabend mit Tränen und Lachen

galerie1Ich hatte zum Filmabend geladen und 30 Frauen und zwei Männer kamen. Gemeinsam schauten wir den Film “Töchter des Aufbruchs – Lebenswege von Migrantinnen” an. Ich hatte ihn bereits am 7. März diesen Jahres gesehen und wusste gleich: Den schaust Du Dir nochmal an, am besten mit anderen netten Leuten. Der Film ist sowohl inhaltlich wie auch von der Produktion her ein Genuss. Und informativ. Denn die Frauen, Gastarbeiterinnen der ersten Generation, ihre Enkelinnen und weitere junge Migrantinnen, erzählen Geschichten aus ihrem Leben in Deutschland. Filmabend mit Tränen und Lachen weiterlesen

Vorlesen für Ältere

img_0100Es ist eine Herausforderung, älteren Menschen vorzulesen. Vor allem, wenn sie so betagt sind, wie die Bewohnerinnen und Bewohner des Elisabeth-Altenheimes in der Sternschanze. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass meine Auswahl an Geschichten dieses Mal besonders gut ankam. Immer, wenn ich eine Story schloss, klatschten die Zuhörenden. Vorlesen für Ältere weiterlesen