Was uns Frauen wesentlich von Männern unterscheidet, ist, dass wir Kinder kriegen können. Den folgenreichen, sich lebenlang auswirkenden, Unterschied spürt eine Frau aber meist erst dann, wenn sie eines bekommt – und auch, wenn sie es nicht austragen will. Abtreibungen werden hierzulande seit vielen Jahren unter bestimmten Voraussetzungen geduldet, aber sie sind grundsätzlich immer noch nach dem Strafgesetzbuch verboten. Die jüngste Geschichte zeigt zudem: Das Selbstbestimmungsrecht der Frauen wird je nach politischer Wetterlage neu definiert: In Spanien drohte erst vor kurzem ein Abtreibungsverbot. Nicaragua hatte einst ein liberales Abtreibungsrecht, heute sind Abtreibungen dort vollständig verboten Derzeit stehen in 68 Prozent aller Länder Abtreibungen voll unter Strafe, darunter auch Mexiko, Ägypten, Malta, Kenia. In diesen Ländern leben 25 Prozent der Weltbevölkerung. Deutschland gehört zu den 57 Ländern, die eine Fristenlösung haben – in der ehemaligen DDR seit 1972, in der alten BRD seit 1974. Immer noch ein Hinterzimmerthema weiterlesen
Autor: Kersten Artus
Ein Buch voller Weisheiten
Als ich vor einigen Jahren auf einer Frauentags-Veranstaltung des Bundes der Migrantinnen sprechen durfte, fragte mich ein älterer Mann etwas in seiner Sprache. Ein jüngerer Mann übersetzte: Wie ich über das türkisch-armenische Verhältnis denken würde. Ich wusste dazu nichts zu sagen, ich wusste nichts darüber. Weder dass es überhaupt ein problematisches Verhältnis gab, noch worum es überhaupt ging. Hätte ich das Buch „Der Bastard von Istanbul“ von Elif Shafak zu diesem Zeitpunkt schon gelesen, hätte ich nicht so unwissend da gestanden. Ich muss auch gestehen: Ich hatte es zu diesem Zeitpunkt schon einmal angefangen. Was mich abhielt, es zu Ende zu lesen, weiß ich heute nicht mehr.
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Aus Sicht der Frauen
Ich habe dieses Buch in den 1980er Jahren schon einmal gelesen. Die Wiederentdeckung des Romans „Lust auf ein Morgen“ war nun eine Reise zurück zu den Frauen, mit denen ich groß geworden bin: Meine Mutter, meine Groß- und Urgroßmütter, meine Patentante, meine Schwester. Sie haben mir ihr Frausein vorgelebt. An ihnen konnte ich mich messen, mich vergleichen. Sie haben mir vermittelt, was weiblich ist und was nicht. Was haben sie angezogen? Wie sind sie mit Ihresgleichen, wie mit Männern umgegangen? Welche Konfliktstrategien hatten sie, welche Träume, Wünsche, Ängste? Konnten sie befriedigend Sexualität leben, füllte sie ihre Arbeit aus? Kämpften sie für ihre Rechte oder passten sie sich an? Sie waren mir jetzt wieder sehr nah. Aus Sicht der Frauen weiterlesen
Weiße Ritter
Gestern hat mein Enkel hohes Fieber bekommen. Heute hüte ich deswegen ein. Es geht es ihm wieder besser, aber man weiß ja nie, ob das Fieber im Laufe des Tages nochmal zurückkehrt. Mein Mann erzählt oft, dass er als Kind glaubte, Fieber seien weiße Ritter, die in die Schlacht ziehen, um die Krankheit zu bekämpfen. Er war stolz auf die weißen Ritter, wenn sie gewonnen hatten. Weiße Ritter weiterlesen
Sanfter Thriller
Früher schmeckte Naschkram aus dem Bio-Markt noch ziemlich ideologisch. Als Industriezuckerersatz wurde allenfalls Honig verwendet und das tolerierte kein Geschmacksgedächtnis. Man musste eine biologisch-dynamische Überzeugung haben, um das zu essen.
Süßwarenregale im Ökomarkt bieten heute eine große Auswahl an Leckereien. Die Rezepturen sind angepasst an den Mainstreamgeschmack, die Bio-Süßwaren sind mit Trockenobst, Agavendicksaft, Stevia und Kokosnuss versetzt, das schmeckt. Süßes aus dem Natruwarenladen ist allerdings nach wie vor teurer als im konventionellen Handel. Naschkatzen kommen auf ihre Geschmackskosten, wenn sie es sich leisten können. Protagonist in Ines Thorns neuem Krimi ist so ein sündhaft teurer Schokoriegel. Er hat einen weiteren geheimnisvollen Zusatz. Sanfter Thriller weiterlesen
In der Messehalle B7
Ich habe zwei Riesenpakete Windeln gekauft, drei Großpackungen Papiertaschentücher und das Regal mit der Malkreide leer geräumt. Damit habe ich mich zur Messehalle B7 aufgemacht, wo für die Flüchtlinge eine Kleiderkammer eingerichtet wurde. Schon vor dem Eingang stapeln sich Kartons und Plastiktüten. Es wirkt chaotisch, aber es hat System: Hier wird erst einmal vorsortiert. Ich stelle meine Sachen dazu. Als ich in die Halle komme, sehe ich ein Schild: „Keine Kuscheltiere, bitte wieder mitnehmen!” Wegen der Hygiene. In der Messehalle B7 weiterlesen
Familienfeiern
Wenn sehr alte Menschen Geburtstag feiern, kommen meist andere alte Menschen zum Gratulieren vorbei. Es wird Kaffee mit 20-prozentiger Sahne getrunken, Kuchen und Torte gegessen und vielleicht ein Glas Likör oder Korn getrunken. Die erwachsenen Kinder sind da und sorgen dafür, dass die Gäste stets ein volles Glas haben und die mitgebrachten Blumensträuße einen Platz in einer Vase erhalten. Das Geburtstagskind trägt eine schicke Bluse oder hat ein frisch gebügeltes Hemd angezogen Familienfeiern weiterlesen
Das achte Mal “Laufen gegen Gewalt”
Laufen gegen Gewalt ist eine feste Einrichtung in Hamburg geworden. Es geht einmal um die Alster, das sind 7,5 Kilometer. Es wird geradelt, gelaufen, gegangen, gewalkt. Naütlich bin ich wieder dabei geweisen, auch wenn ich dieses Jahr die Alster nicht mitumrundet habe. Aber meinen Solibeitrag habe ich als Startgeld selbstverständlich eingezahlt. Viele beaknnte Gesichter habe ich wieder getroffen, mittlerweile gehört es “zum guten Ton”, bei diesem Benefizlauf mitzumachen. (Anhang)
Zum Weltkatzentag
Eine Geschichte zum Weltkatzentag: Meine Katze frühstückt jeden Morgen mit uns. Und das seit vielen Jahren. Es läuft immer dasselbe Ritual ab. Sie wartet sitzend auf dem Frühstückstisch, den Schwanz um sich geschlungen, die Ohren in der Erwartung gespitzt, dass wir uns endlich setzen mögen.
Meine Aufgabe ist es, Katzenfrühstücksbrettchen, Schneidemesser, Malzpaste, Würstchen und fünf Stück Trockenfutter bereit zu stellen. Zum Weltkatzentag weiterlesen
Die Vielfalt des Lebens denken – und leben!
Was fordern Trans*personen von der Politik? Was benötigen sie, um selbstverständlicher Teil der Gesellschaft zu sein? Diese Fragen habe ich mit den Podiumsgästen auf einer gut besuchten Veranstaltung der LINKEn während der Hamburger Pride-Week erörtert. Als Moderatorin hatte ich die Aufgabe, die ca. 50 Besucher*innen einzubinden. Denn sie waren ebenso Fachleute wie Vivien, Leo, Franziska, Wiebke und Andromeda, die auf dem Podium Platz genommen hatten. So kamen jede und jeder zu Wort. Lebhaft und vielfältig wurde debattiert.
Ich lehne alle Schubladen ab, in die man Menschen durch eine Geschlechterzuordnung packen will, lautete eine Aussage. Eine andere: Warum muss ich mich entscheiden, welchem Geschlecht ich angehören will? Warum darf es keine Frau mit Penis geben? Eine weitere Position: Wenn ich als Trans*frau ein Kind zeuge, werde ich als Vater deklariert. Das ist diskriminierend. Ich bin eine Frau, ich will eine Mutter sein. Eine weitere: Meine Mutter bekommt selbstverständlich Hormone wegen der Wechseljahre. Ich bekomme Hormone erst, wenn mein Seelenleben durchleutet wurde. Die Vielfalt des Lebens denken – und leben! weiterlesen