Die Tödin

dsc_9938Weibliches Erbe: Die Theologin Andrea Martha Becker bildet Frauen zu Trauer- und Sterbebegleiterinnen aus. Erschienen im FREITAG, 12. November 2015

Der Tod war früher nicht allein unterwegs. Die Tödin begleitete ihn. Legenden, Gedichten und Sagen zu Folge stritten sie miteinander, führten Zwiegespräche, teilten sich die Arbeit. Tödinnen kennt heute so gut wie niemand mehr. Dabei ist der Tod im russischen und französischen feminin. Die „Santa Muerte“, die Tödin, spielt auch im Totenkult Mexikos und Kubas eine Rolle. Doch selbst bei Übersetzungen ins Deutsche wird er kurzerhand entweiblicht. Die Tödin weiterlesen

Frank Deppe: Gewerkschaften 2015 – aus Niederlagen Stärken ziehen

12185348_933993320023433_2799033826711080214_oAuf der Bundesdelegiertenkonferenz der AG betrieb & gewerkschaft, dem größten Zusammenschluss der LINKEn, referierte am 31. Oktober 2015 der Marburger Professor Frank Deppe.

Eine Zusammenfassung von Kersten Artus (Als PDF hier)

Deppe sieht ein Comeback der Gewerkschaften, nachdem diese in den 1980-er Jahren in eine „dramatische Defensive“ geraten waren und machte dies an steigenden Mitgliederzahlen, den letzten Tarifabschlüssen aber auch am gesetzlichen Mindestlohn und an der Rente ab 63 fest. Auf den jüngst stattgefundenen Kongressen von IG Metall und ver.di sei ein neues Selbstbewusstsein zu spüren gewesen. Ver.di sei in einer anderen Situation als die IG Metall, denn die Mitgliederzuwächse seien nicht ganz so hoch. Im Gesundheitswesen allerdings habe Ver.di gut zugelegt, was Deppe durch dessen Ökonomisierung begründet sieht. Ver.di sei die Streikgewerkschaft, was man an den Auseinandersetzungen in Kitas, in der Pflege, bei der Post oder bei Amazon sehe. Das sei neu für die Bundesrepublik Deutschland. Es sei aber ein Comeback mit Widersprüchen. Frank Deppe: Gewerkschaften 2015 – aus Niederlagen Stärken ziehen weiterlesen

Schwarze Bohnen, Erdnuss-Joints, Karambola – unsere Reise durch Kuba

dsc_89772Es war der aufregendste Urlaub, den wir je gemacht haben: Zwei Wochen Kuba. Die meiste Zeit sind wir mit dem Taxi über die Insel gefahren, von Westen nach Osten.

Wir haben uns viele Städte angesehen, landwirtschaftliche Betriebe, Museen und Denkmäler. Wir sind eingetaucht in das pralle Leben Trinidads, haben die Gluthitze in Santiago de Cuba zu spüren bekommen, das geschichtsträchtige Santa Clara erkundet und die Ami-Schlitten in Havanna bestaunt. Wir haben den Stolz der Kubanerinnen und Kubaner auf ihre Revolution wahrgenommen, den Mangel erlebt und das Improvisationstalent der Menschen. Und den Reichtum: An Bildung, an Freundlichkeit, an Naturschönheiten.

Ich habe unsere Reise aufgeschrieben und auf einem Blog festgehalten. Eine Auswahl der vielen Fotos, die wir gemacht haben, sind dort ebenfalls zu sehen. Ich wünsche gute Unterhaltung. Hier gehts lang …

Auf der Suche nach der Ente und dem Gesundwerden

UPDATE Mein Enkel ist krank. Gestern ist er an den 40 Grad vorbeigeschrammt. Das Fieber hat ihn inne halten lassen. Dösen, Kuscheln, nur Schauen – der kleine Körper hatte viel damit zu tun, den Virus zu bekämpfen. Heute geht es ihm wieder besser. Die Temperatur ist noch leicht erhöht, eine Spazierfahrt kam da genau richtig. Auf der Suche nach der Ente und dem Gesundwerden weiterlesen

Immer noch ein Hinterzimmerthema

mukWas uns Frauen wesentlich von Männern unterscheidet, ist, dass wir Kinder kriegen können. Den folgenreichen, sich lebenlang auswirkenden, Unterschied spürt eine Frau aber meist erst dann, wenn sie eines bekommt – und auch, wenn sie es nicht austragen will. Abtreibungen werden hierzulande seit vielen Jahren unter bestimmten Voraussetzungen geduldet, aber sie sind grundsätzlich immer noch nach dem Strafgesetzbuch verboten. Die jüngste Geschichte zeigt zudem: Das Selbstbestimmungsrecht der Frauen wird je nach politischer Wetterlage neu definiert: In Spanien drohte erst vor kurzem ein Abtreibungsverbot. Nicaragua hatte einst ein liberales Abtreibungsrecht, heute sind Abtreibungen dort vollständig verboten Derzeit stehen in 68 Prozent aller Länder Abtreibungen voll unter Strafe, darunter auch Mexiko, Ägypten, Malta, Kenia. In diesen Ländern leben 25 Prozent der Weltbevölkerung. Deutschland gehört zu den 57 Ländern, die eine Fristenlösung haben – in der ehemaligen DDR seit 1972, in der alten BRD seit 1974. Immer noch ein Hinterzimmerthema weiterlesen

Ein Buch voller Weisheiten

bastardAls ich vor einigen Jahren auf einer Frauentags-Veranstaltung des Bundes der Migrantinnen sprechen durfte, fragte mich ein älterer Mann etwas in seiner Sprache. Ein jüngerer Mann übersetzte: Wie ich über das türkisch-armenische Verhältnis denken würde. Ich wusste dazu nichts zu sagen, ich wusste nichts darüber. Weder dass es überhaupt ein problematisches Verhältnis gab, noch worum es überhaupt ging. Hätte ich das Buch „Der Bastard von Istanbul“ von Elif Shafak zu diesem Zeitpunkt schon gelesen, hätte ich nicht so unwissend da gestanden. Ich muss auch gestehen: Ich hatte es zu diesem Zeitpunkt schon einmal angefangen. Was mich abhielt, es zu Ende zu lesen, weiß ich heute nicht mehr.
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Aus Sicht der Frauen

lust_auf_ein_morgen_g7Ich habe dieses Buch in den 1980er Jahren schon einmal gelesen. Die Wiederentdeckung des Romans „Lust auf ein Morgen“ war nun eine Reise zurück zu den Frauen, mit denen ich groß geworden bin: Meine Mutter, meine Groß- und Urgroßmütter, meine Patentante, meine Schwester. Sie haben mir ihr Frausein vorgelebt. An ihnen konnte ich mich messen, mich vergleichen. Sie haben mir vermittelt, was weiblich ist und was nicht. Was haben sie angezogen? Wie sind sie mit Ihresgleichen, wie mit Männern umgegangen? Welche Konfliktstrategien hatten sie, welche Träume, Wünsche, Ängste? Konnten sie befriedigend Sexualität leben, füllte sie ihre Arbeit aus? Kämpften sie für ihre Rechte oder passten sie sich an? Sie waren mir jetzt wieder sehr nah. Aus Sicht der Frauen weiterlesen

Weiße Ritter

Gestern hat mein Enkel hohes Fieber bekommen. Heute hüte ich deswegen ein. Es geht es ihm wieder besser, aber man weiß ja nie, ob das Fieber im Laufe des Tages nochmal zurückkehrt. Mein Mann erzählt oft, dass er als Kind glaubte, Fieber seien weiße Ritter, die in die Schlacht ziehen, um die Krankheit zu bekämpfen. Er war stolz auf die weißen Ritter, wenn sie gewonnen hatten. Weiße Ritter weiterlesen

Sanfter Thriller

inestFrüher schmeckte Naschkram aus dem Bio-Markt noch ziemlich ideologisch. Als Industriezuckerersatz wurde allenfalls Honig verwendet und das tolerierte kein Geschmacksgedächtnis. Man musste eine biologisch-dynamische Überzeugung haben, um das zu essen.

Süßwarenregale im Ökomarkt bieten heute eine große Auswahl an Leckereien. Die Rezepturen sind angepasst an den Mainstreamgeschmack, die Bio-Süßwaren sind mit Trockenobst, Agavendicksaft, Stevia und Kokosnuss versetzt, das schmeckt. Süßes aus dem Natruwarenladen ist allerdings nach wie vor teurer als im konventionellen Handel. Naschkatzen kommen auf ihre Geschmackskosten, wenn sie es sich leisten können. Protagonist in Ines Thorns neuem Krimi ist so ein sündhaft teurer Schokoriegel. Er hat einen weiteren geheimnisvollen Zusatz. Sanfter Thriller weiterlesen

In der Messehalle B7

img_5960Ich habe zwei Riesenpakete Windeln gekauft, drei Großpackungen Papiertaschentücher und das Regal mit der Malkreide leer geräumt. Damit habe ich mich zur Messehalle B7 aufgemacht, wo für die Flüchtlinge eine Kleiderkammer eingerichtet wurde. Schon vor dem Eingang stapeln sich Kartons und Plastiktüten. Es wirkt chaotisch, aber es hat System: Hier wird erst einmal vorsortiert. Ich stelle meine Sachen dazu. Als ich in die Halle komme, sehe ich ein Schild: „Keine Kuscheltiere, bitte wieder mitnehmen!” Wegen der Hygiene.  In der Messehalle B7 weiterlesen